Drei Jahre KULTURmenü

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Mirjam Weiss

14. Juni 2024

«Genau das ist Kulturvermittlung»

Das Zitat im Titel ist nicht etwa ein Eigenlob, sondern die Reaktion einer Besucherin, die das KULTURmenü am 17. Januar 2024 besucht hat. Sie bezieht sich mit dem Kompliment auf diesen durch und durch tamilischen Abend: ein köstliches tamilisches Essen, gekocht von unseren FRW-Freiwilligen, und eine glänzende Einführung in den tamilischen Tempeltanz, erklärt und vorgeführt von Dhiviyaa Satkunanathan.

Die Kulturvermittlung beim KULTURmenü zielt nicht nur in eine Richtung. Sondern in viele. Nicht nur lernen die Baarerinnen und Baarer an diesen Mittwochabenden das Fremde im Essen und in den anwesenden Gästen aus unterschiedlichen Kulturen kennen – und trauen sich vielleicht in ein Gespräch mit ihnen. Auch die Geflüchteten aus anderen Kulturen, die da an den Tischen beim Essen und im Dachstock des Schwesternhauses beim Kulturbeitrag sitzen, lassen sich auf etwas Fremdes ein – möglicherweise ohne genug Deutsch zu können, um alles zu verstehen.

Ich frage mich bei der Auswahl des Kulturbeitrags schon auch: Verstehen die Geflüchteten, was damit gesagt und präsentiert wird? Ich verlasse mich dann auf die künstlerische Dimension des Beitrags. Jede Darbietung, sei es Musik, eine Lesung, Theater, Film oder Tanz, ist immer die Umsetzung von Gefühlen, Erlebtem und Geschichten. Da horcht das Herz mit. Darauf vertraue ich.

Ein schönes Beispiel für das Verstehen liefert ein Junge, der mit seinen Eltern an der letzten Veranstaltung, am 5. Juni 2024, teilgenommen hat. Severin Hofer hat wortreich, theatralisch und mit projizierten Bildern erzählt, wie er sein Plüsch-Dromedar aus einem Outlet «befreit» hat und nun mit ihm durch die Schweiz reist. Was er dabei alles erlebt und sieht. Eine leicht absurde Geschichte voller Witz und Hintersinn. Verstehen das alle? Wahrscheinlich nicht, aber dabei sein, Teil eines Publikums zu sein, ist auch etwas! – Kurz später schreibt mir Severin ein Mail: «Ich bekam am nächsten Tag eine Nachricht von der Lehrerin einer Integrationsklasse. Ein Kind, das in der vordersten Reihe sass, brachte ihr voller Begeisterung das Buch vom Dromedar mit und erzählte von diesem Abend. Danke vielmals, dass ihr mit eurem Engagement solche Begegnungen möglich macht.»

Aus dem Begegnungsessen des FRW, das 2022 unter den ungünstigen Vorzeichen der Corona-Zeit zaghaft startete, ist ein in viele Richtungen ausstrahlender, wertvoller Treffpunkt geworden. Nicht zuletzt dank der Unterstützung der Gemeinde Baar, ohne deren finanziellem Beitrag an den FRW dieses Projekt so nicht bestehen könnte.
Die Beiträge der zwei letzten Jahre KULTURmenü: