Zuger Messe und Weiterbildung

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Mirjam Weiss

13. November 2023

Infos nach aussen und nach innen

Die leuchtend gelben T-Shirts waren an der Zuger Messe nicht zu übersehen. Am 28. Oktober präsentierte sich der FRW einen Tag lang am Benevol-Stand und nutzte die Gelegenheit, sein Engagement mit geflüchteten Menschen einem breiten Publikum bekannt zu machen. Das Angebot für Kinder erwies sich als sehr ansprechend: Freiwillige Frauen aus Eritrea flochten die Haare der Mädchen, die das wünschten, nach ihrer traditionellen Art. Etwas Geduld war schon gefragt, bis alle Haare gebändigt waren. Derweilen konnten sich die Eltern über den FRW informieren lassen. Der Faltflyer fand dabei grossen Anklang. Er fasst einfach zusammen, was unter dem Dach des FRW alles geleistet wird.

Andere Damen und Herren liessen sich direkt von den freiwilligen FRW-StandbetreuerInnen, während seiner Schicht zum Beispiel von Vereinspräsident Joachim Eder, ans Info-Pult bitten. Sogar der höchste Zuger, Kantonsratspräsident Karl Nussbaumer aus Menzingen, und seine Gattin gaben sich die Ehre. Sie erfuhren, wie sich der Verein für die Integration geflüchteter Menschen engagiert.

 

Interne Weiterbildung für die FRW-Freiwilligen

Der Wille zur Freiwilligenarbeit im Flüchtlingsbereich bedeutet nicht automatisch, dass interkulturelle Begegnungen und die Zusammenarbeit fruchtbar werden. Das Engagement ist zugleich auch Herausforderung. Deshalb bot der FRW allen Interessierten unter seinen Freiwilligen eine Weiterbildung an. Zum Thema «Transkulturelle Kompetenz» referierte am 11. November im Pfarreisaal von St. Martin Baar Isabelle My Hanh Derungs, Verantwortliche Weiterbildung Gastfamilien der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. Unter den 28 Teilnehmenden waren viele Nationen aus allen Himmelsrichtungen vertreten.

Mit ihrem vietnamesischen Hintergrund weiss Isabelle Derungs, die als kleines Mädchen in die Schweiz kam und deshalb zwei Kulturen in sich vereint, bestens, wovon sie spricht: Bei einer Begegnung unter Fremden sieht man – wie bei einem Eisberg – nur die Spitze. Das meiste, was einen Menschen ausmacht, ist nicht sichtbar. Die Kultur, die Gewohnheiten, die Erfahrungen, die Bedürfnisse, all das zeigt sich nicht auf Anhieb. ES BRAUCHT ZEIT, um sich kennenzulernen und sich gegenseitig anzupassen – «das ist wie in der Ehe», sagte Derungs. «Missverständnisse sind normal. Nehmen Sie sie nicht persönlich! Ein JA kann heissen: Ich stimme zu. Oder auch nur: Ich habe verstanden. Es kann aber auch bedeuten, dass das Gegenüber Ihnen einen Gefallen machen will oder aus seiner Prägung heraus nicht Nein sagen kann. – Es braucht Zeit und Vertrauen!»

Es zeigte sich während des Vortrags, dass je nach Ausgangslage – ob jemand Einheimischer oder Geflüchteter ist – sich die Fragen anders stellen. Jemand aus einer fremden Kultur lernt hier sehr schnell, dass die Schweizer wie eine Uhr ticken. Alles hat eine Struktur. Andererseits müsste eine Einheimische verstehen, dass Lernen mit einer Herkunft verknüpft ist. Unsere Art zu lehren und lernen wird nicht automatisch verstanden. Auch hier gilt: Zeit und Raum bieten, damit zuerst überhaupt die Motivation fürs Lernen geschöpft werden kann.