Schilderungen eines Flüchtlings

14. Juli 2017

Bericht aus der Zuger Zeitung Ferienpass vom Freitag 14. Juli 2017.

Ein irakischer Asylsuchender berichtet, wie er in die Schweiz gekommen ist. Er hat hier ein besseres Leben gefunden – doch die Sehnsucht nach seiner Heimat bleibt:

«Ich heisse Hussein Mohammad und bin 45 Jahre alt. Ich bin in Mossul, einer grossen und sehr alten Stadt, aufgewachsen. Nun lebe ich seit zwei Jahren im Kanton Zug. In meiner alten Heimat war ich als Journalist tätig und wurde wegen eines Textes verfolgt. Gerne würde ich auch hier als Journalist oder Dolmetscher arbeiten. Mein Vater wurde im Ersten Golfkrieg im Jahr 1981 getötet. Meine Mutter lebt jetzt ausserhalb der Stadt, sie ist 65 Jahre alt und möchte auch gerne in die Schweiz kommen. Sie konnte nicht flüchten, aber mir gelang der beschwerliche Weg nach Europa. Mein Bruder, der schon länger in der Schweiz lebt, riet mir, ebenfalls hierher zu kommen. Auf dem Landweg gelangte ich in die Türkei und von dort mit dem Boot nach Griechenland, wo ich ein Flugzeug nach Zürich erwischte. Die Überfahrt auf dem Meer dauerte 30 Stunden.

In der Schweiz gefällt mir, dass es keinen Krieg gibt. Im Gegensatz zu meiner Heimat sind Politik und Religion getrennt. Es ist mir wichtig, zu sagen, dass alle Menschen in Frieden leben sollten – unabhängig von ihrer Religion. Ich bin nicht freiwillig in der Schweiz, aber es ist gut und schön hier. Trotzdem vermisse ich meine Heimat sehr. Zum Beispiel meine Nachbarn, meine Freunde und meine Familie. Ich blicke auf eine sehr schöne, aber strenge Kindheit zurück. In meiner Schulzeit hatte ich nur einmal in der Woche frei, nämlich am Freitag. Es war anstrengend, weil ich lernen und gleichzeitig arbeiten musste. Dennoch gab es viele glückliche Momente. Eigentlich wollte ich dort bleiben, aber dann fing der Krieg an, und ich entschied mich zu gehen.»