Nujin: Geflüchtete und Freiwillige

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Nujin Haj Mohammed ist eine ungewöhnliche Frau, das realisiert man sofort, wenn man ihr begegnet.

Sie ist klein und leidet an einem angeborenen Rückenproblem. Aber sie ist voller Energie.Dies kommt am stärksten zum Ausdruck, wenn sie lacht. Und das tut sie fast ständig.
Nujin stammt aus dem Kanton Qamischli im kurdischen Norden Syriens. Seit bald drei Jahren lebt sie in der Schweiz. Nach wie vor ist unklar, ob sie in der Schweiz bleiben kann.
„Meine Situation in Sachen Aufenthaltsbewilligung ist noch immer schwierig“, stellt sie nüchtern fest. Dann wendet sie sich gut gelaunt wieder ihren Aufgaben im Kreativ-Atelier von FRW in Baar zu.
Nujin ist eine der Personen, welche Eva, die Gründerin von FRW, als „Schlüsselfigur für den Erfolg jedes Integrationsprojekts“ bezeichnet. Nujin ist sowohl Geflüchtete als auch Freiwillige.
Eva und Nujin
Vor gut zwei Jahren hat sie begonnen, in den Kursen von FRW Deutsch zu lernen. Heute spricht und schreibt die 46-Jährige nicht nur erstaunlich gut Deutsch, sie ist auch zuständig für die Organisation der Lernbetreuung bei FRW. Das heisst, sie betreut und organisiert 12 anderen Flüchtlinge, welche das Sprachlernprogramm von FRW erfolgreich absolviert haben und ihre Kenntnisse jetzt als Lernbetreuer an Anfänger weitergeben.
Der Einsatz von Geflüchteten als Projektassistenten und Lernbetreuer ist eine der zentralen Strategien von FRW. „Das ist eine der Lektionen, die wir von früheren Projekten gelernt haben“, sagt Eva. „Sie sind die Brücke, der entscheidende Zugang der Flüchtlinge zu unseren Projekten.“ Beim persönlichen Engagement der Geflüchteten entdecken die Freiwilligen von FRW auch deren Ressourcen, Fähigkeiten und Interessen, was nicht nur hilft, sie bestmöglich im Projekt einzusetzen, sondern auch, sie bei positivem Asylbescheid beruflich gut zu platzieren.
Die Qualitäten Nujins waren schnell augenfällig. Sie hat sich selbst aktiv um eine Mitarbeit bemüht. Heute scheint sie unverzichtbar für das Projekt. „Sie ist immer einsatzbereit“, sagt Sabine, eine andere freiwillige Helferin aus dem Kernteam von FRW. „26 Stunden am Tag“, ergänzt Nujin und lacht – schon wieder.
Neben ihren sprachlichen Fähigkeiten in kurdisch, türkisch und arabisch hat Nujin zusätzlich einen reichen Rucksack an Erfahrungen in Flüchtlingsprojekten aus ihrer Heimat mitgebracht. Sie hat 15 Jahre für eine kurdische Frauenorganisation in Syrien und im Libanon gearbeitet.
Nujins Qualifikation ist unbestritten, die Schweiz könnte sie gut „gebrauchen“, aber nach wie vor kann schon bald der Bescheid kommen, sie müsse das Land wieder verlassen. Und trotzdem dieses persönliche Engagement: „Ich bin nunmal hier“, sagt sie im Videointerview, „dann möchte ich auch etwas Gutes tun. Wenn die Behörde mir morgen ‚tschau‘ sagt, habe ich wenigstens Positives beigetragen.“